Viele Malerei-Einsteiger stehen vor der Frage: welche Farbe soll ich nutzen? Denn heutzutage gibt es fast alle klassischen Farben in praktisch abgepackten Tuben oder Boxen, so dass man eine große Auswahl hat. Dieser Artikel soll dabei helfen, Kriterien zu entwickeln, die die Entscheidung erleichtern.
Grob vereinfacht kann man einteilen in:
- Material-Eigenschaften: welche Farbe wirkt wie?
- Beständigkeit / Empfindlichkeit: wie fragil ist das fertige Bild?
- Gesundheitsgefahren / Giftigkeit: wie schädlich sind die verwendeten Farben bzw. Lösungsmittel?
- Maltechnik: wie einfach oder schwer ist es mit den jeweiligen Farben zu malen?
- Aufwand: wie zeitraubend sind vor- und nachbereitende Arbeiten?
- Kosten: wie teuer ist das Ganze?
Man kann sich vorstellen, dass diese Themenfelder jeweils sehr komplex sind. Fast jeder Bereich lässt sich kleinteilig differenzieren. Aber das soll hier nicht geschehen. Stattdessen werden Dinge verallgemeinert und zusammengefasst. Insofern entbindet dieser Artikel nicht davon, sich letztlich weiter zu informieren und am Besten auch Dinge auszuprobieren. Dieser Artikel soll lediglich Start-Sorgen verringen und dazu animieren, mit Lust und Laune loszulegen und auch ein mögliches "Scheitern" als einen positiven Schritt wertzuschätzen.
Material-Eigenschaften: welche Farbe wirkt wie?
Die folgenden Hinweise gelten allgemein. Natürlich gibt es noch große Unterschiede zwischen einzelnen Farbtönen (Pigmenten). Die Liste beschreibt also eher, wie die jeweiligen Bindemittel wirken.
- Ölfarbe: breites Spektrum der Maltechniken erlaubt fast jede visuelle Wirkung
- Acrylfarbe: breites Spektrum der Maltechniken erlaubt fast jede visuelle Wirkung
- Aquarellfarbe: leuchtend, lebendig, luftig - die lasierdende Farbe wird durch den weißen Bildträger zum "Strahlen" gebracht.
- Gouasche / Tempera: eher erdig und matt, da die Farben meist deckend vermalt werden
- Buntstifte: eher matt und stumpf (Ausnahme: Aquarellstifte, die durch nachträgliches Vermalen mit Wasser die typische Aquarell-Leuchtkraft entwickeln.
Beständigkeit / Empfindlichkeit: wie fragil ist das fertige Bild?
Auch hier gilt: es gibt in Sachen Beständigkeit große Unterschiede zwischen den Farbpigmenten. Die folgenden Hinweise sind erneut eher allgemeiner Natur.
- Ölfarbe: Ist auf die Dauer gesehen am stabilsten. Durch den speziellen Trocknungsprozess (Oxidation statt Verdunsten) werden die Farbpigmente besonders geschützt.
- Acrylfarbe: Relativ "moderne Farbe", so dass sich die Beständigkeit über die Jahrhunderte nicht exakt bestimmen lässt. Wahrscheinlich ebenfalls sehr stabil und lange haltbar.
- Aquarellfarbe: Das Bindemittel "Gummi Arabicum" legt sich meist nur hauchdünn um die Farbpigmente. Daher sind Aquarellbilder auf Dauer sehr empfindlich, sowohl gegenüber Feuchtigkeit als auch gegenüber Licht (bzw. elektromagnetischer Strahlung, vor allem auch UV-Strahlung). Aquarellbilder berühmter Künstler vergangener Jahrhunderte werden daher streng geschützt gelagert und sind in Ausstellungen auch nur in Räumen mit abgedunkeltem Licht zu sehen.
- Gouasche / Tempera: Da diese Farben sowieso meist stumpf und erdig aussehen, können sie kaum an Leuchtkraft verlieren.
- Buntstifte: Sehr fragil, da die Farbpigmente im Grund überhaupt nicht richtzig fixiert werden, sondern nur in die Oberfläche des Bildträgers gedrückt werden.
Gesundheitsgefahren / Giftigkeit: wie schädlich sind die verwendeten Farben bzw. Lösungsmittel?
Bestimmte Pigmente können hochgiftig sein (z.B. mit Blei oder Quecksilber), viele andere sind harmlos. Hier geht es aber in erster Linie um die Malmittel an sich.
- Ölfarbe: Das Bildemittel der Ölfarbe (Leinöl, Nussöl, etc.) ist meist ungefährlich. Schwierig ist allerdings der Verdünner, meist Terpentin oder Terpentinersatz - ebenso die entsprechenden Reinigungsmittel. Diese Substanzen sind in der Regel sehr flüchtig, d.h. sie verdunsten bereits bei Zimmertemperatur und gelangen so in die Atemwege und Bindehäute. Das kann vor allem bei hoher Konzentration und über einen langen Zeitraum zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen.
- Acrylfarbe: Acrylfarbe: da Acrylfarbe wasserlöslich ist, bestehen kaum Gefahren (lediglich dann, wenn giftige Farbpigmente verwendet werden).
- Aquarellfarbe: Auch Aquarellfarbe ist wasserlöslich, daher bestehen kaum Gefahren (lediglich dann, wenn giftige Farbpigmente verwendet werden).
- Gouasche / Tempera: Auch Gouache oder Temperafarbe ist wasserlöslich, siehe oben.
- Buntstifte: Keine Gefahr - hier werden nochg nicht einmal potentiell giftige Pigmente verarbeitet, was die Farbpalette erheblich verkleinert.
Maltechnik: wie einfach oder schwer ist es mit den jeweiligen Farben zu malen?
Jede Farbe erfordert eine bestimmte maltechnische Verarbeitung. Das Spektrum der Möglichkeiten ist riesengroß, und mit zunehmender Erfahrung wird das Malen um so einfacher. Die folgende Liste enthält nur ein paar Hinweise, die besonders für Einsteiger relevant sind:
- Ölfarbe: Hauptproblem bei Ölmalen ist meist das Handtieren mit Lappen, mehreren Pinseln, den Lösungsmitteln etc. Demgegenüber ist das Anmischen von Farben meist relativ einfach: denn was man auf der Palette hat, wird auch so auf der Leinwand aussehen (sofern man eine vernünftige Grundierung aufgebracht hat). Eher schwierig ist für vielen der langwierige Trocknungsprozess: Ölfarbe trocknet nicht durch Verdunstung, sondern durch Oxidation. Das dauert oft viele Tage. Man kann diese Verzögerung nutzen, wenn man über einen längeren Zeitraum an einem Bild arbeitet.
- Acrylfarbe: Acrylfarbe trocknet durch Verdunstung der Wasseranteile - daher geht der Trocknungsprozess innerhalb von Stunden (oder auch in Minuten, wenn man sehr dünn aufträgt). Zudem ist (genau genommen: scheint) die Arbeit mit Wasser als Verdünner und Reinigungsmittel für viele viel einfacher zu sein. Nicht ohne Grund beginnen viele Malerei-Anfänger mit Acrylfarbe.
- Aquarellfarbe: Aquarellmalerei kann man überspitzt als "Wassermalerei" bezeichnen. Denn Wasser spielt beim Aquralle eine noch viel größere Bedeutung. Ein häufiges "Anfängerproblem" ist dabei, dass die Aquarellfarbe im nassen Zustand oft anders aussieht als im getrockneten Zustand - sie wird dann oft viel blasser. Erst durch mehrere lasierende Schichten gewinnt die Farbe dann die Leuchtkraft, die sich haben soll - allerdings kann man den Bogen auch sehr leicht überspannen: wenn die Farbschicht erst einmal zu dick aufgetragen ist, lässt es sich in der Regel nicht mehr sauber korrigieren. Kurzum: Aquarellmalerei ist am Anfang außerordentlich schwierig, wenn man nicht nur "experimentieren" will, sondern gezielt bestimmte Effekte anstrebt. Wasser ist doch recht widerspenstig.
- Gouasche / Tempera: verhält sich weitgehend ähnlich wie Aqrylfarbe.
- Buntstifte: sind sehr intuitiv und einfach zu vermalen. Was man sieht, bleibt auch so (zumindets für einige Monate / Jahre).
Aufwand: wie zeitraubend sind vor- und nachbereitende Arbeiten?
Natürlich kommt es im Einzelfall darauf an, wie groß das jeweilige Bild ist, an dem man arbeitet, wie viele Pinsel und oder andere Malutensilien man verwendet (Maltechnik) und so weiter. Die folgenden Hinweise sind daher auch nur ein Denkanstoss:
- Ölfarbe: sehr aufwendige und umfangreiche Vor- und Nacharbeiten erforderlich. Die Grundierung ist ein wesentlicher Schritt. Auch das Reinigen der Arbeitsmaterialien (Pinsel, Malmesser, Palette etc.) dauert seine Zeit. Diese Arbeiten sind aber zwingend, weil insbesondere ungereinigte Pinsel schon nach ein bis zwei Tagen nicht mehr zu gebrauchen sind. Zudem braucht man ständig neue Lappen. Außerdme braucht man zur Ölmalerei eine Staffelei. Das Bild muss jeweils noch Wochen stehen bleiben, ehe es zumindest griff-fest getrocknet ist - das ist für Hobbymaler nicht selten ein praktisches Platzproblem.
- Acrylfarbe: wie zuvor, allerdings ist alles um so einfacher, weil das Reinigungsmittel Wasser ist. Das ist vor allem auch Haut-schonend, weil man die Hände anschließend mit Seife abwaschen kann.
- Aquarellfarbe: Das "Drumrum" ist beim Aquarelmalen meist sehr einfach: sowohl das Reinigen der Pinsel als auch das Transportieren und Lagern der Utensilien geht zügig und nimmt kaum Platz weg.
- Gouasche / Tempera: Ähnlich wie bei der Acyrylmalerei
- Buntstifte: Das ist ganz einfach: Bild braucht nicht trocknen, mann muss nichts reinigen, alles lässt sich problemlos und platzsparend wegräumen.
Kosten: wie teuer ist das Ganze?
Die Kosten hängen in erster Linie von der Anzahl bzw. Masse der verwendeten Materialisen ab. Gro über den Daumen kann man sagen: die Farben kosten fast alle gleich viel. Das ist auch logisch, denn ein Hauptbestandteil der Kosten machen die Farbpigmente aus - die jeweiligen Bindemittel son so ganz grob gerechnet in etwa gleich. Die großen Kosten-Unterschiede ergeben sich aus dem Umfeld: braucht man eine Staffelei? Wie viele Pinsel benötigt man: Wie groß ist das Format des Bildes? Braucht man zusätzliche Lösemittel oder Reinigungsmittel etc.
- Ölfarbe: Relativ teuer durch Staffelei, Bildträger (Leinwand auf Keilrahmen), LÖsungs- und Reinigungsmittel etc.
- Acrylfarbe: eher kostengünstig
- Aquarellfarbe: eher teuer, vor allem wenn man gutes Aquarellpapier vewendet (z.B. Büttenpapier)
- Gouasche / Tempera: eher kostengünstig
- Buntstifte: sehr kostengünstig
Fazit: Testen!
Abschließend noch ein Wort dazu, wie man mit den Informationen dieses Artiekl umgehen kann / sollte: im Grunde genommen geht es den meisten Menschen darum, ein geeignetes Ausdrucksmittel für ihre künstlerische und kreative Lust zu finden. Das hat sehr viel mit Maltechnik zu tun: mit welchen Farben und Utensilien kommt man selber am besten zurecht? Womit kann man schnell und effektiv arbeiten, was verursacht geringe Kosten? Letztlich kann das nur jeder für sich selber herausfinden, eine allgemeingültige Formel gibt es nicht. Glücklicherweise bietet der Handel inzwischen für fast jede Technik eigene Einsteiger-Sets für relativ wenig Geld an. Ich kann Sie nur ermuntern, Ihrem Instikt zu folgen und es einfach auszuprobieren.
- Wer tendenziell postos arbeiten möchte, sollte zu Öl-, Acryl- oder Temperafarbe greifen.
- Wer nicht unbedingt die Ölmalerei erlernen möchte, sollte eher mit Acryl beginnen.
- Wer tendenziell realistisch malen möchte, kommt vielleicht mit Tempera / Gouache besser zurecht als mit (teilweise sehr leuchtenden) Acrylfarben. Allerdings kann man das Mischen von Farben natürlich auch lernen.
- Wer gerne viel experimentiert (und genug Geld für Papier hat), findet ev. in der Aquarellmalerei oder mit Acrylfarben die meisten Entfaltungsmöglichkeiten.
Viel Erfolg und viel Spaß beim Malen.