Ölmalerei - Ölbilder malen (online Tutorial, Anleitung)

Ölfarbe: Bestandteile und Eigenschaften

Ölfarbe besteht - wie alle künstlerisch vermalbaren Farben - aus einem Bindemittel und Farbpigmenten. Das Besondere der Ölfarbe ist der hohe Anteil an Öl im Bindemittel. Da Öl nicht mit Wasser vermischbar ist, wird als Verdünnungsmittel Terpentin benutzt. Vom billigeren Terpentinersatz (Baumarkt) ist aus gesundheitlichen Gründen abzuraten. Öl ist als Bindemittel sehr gut für die Verwendung mit Farbpigmenten geeignet, weil es deren Struktur kaum oder vorteilhaft verändert. So sind Ölfarben sehr langlebig und lichtecht. In aller Regel sind sie deckend. Durch dünnen Farbauftrag oder Verdünnungsmittel kann man Ölfarbe auch halbtransparent (lasierend) verarbeiten. Seit Jahrhunderten arbeiten Künstler mit Ölfarbe und haben damit Gemälde erschaffen, die in Museum in aller Welt hängen.

Bestandteile der Ölfarbe

Ölfarbe
Ölfarbe

Das Öl wird in aller Regel aus natürlichen Produkten von heimischen, aber auch von exotischen Pflanzen gewonnen:

Mittlerweile werden von der Industrie auch synthetische Öle hergestellt.

Die Palette der verwendbaren Farbpigmente ist sehr breit gefächert - und im Prinzip lassen sich alle Pigmente verwenden, die auch für andere Bindemittel (z.B. Gummi Arabicum beim Aquarell) geeignet sind.

Eigenschaften der Ölfarbe

Ölfarbe pastos gemalt
Ölfarbe pastos gemalt

Das Öl wird für Ölfarbe "angedickt". Wenn man Ölfarben in der Tube oder in Dosen kauft, hat sie in der Regel eine pastenartige Zähflüssigkeit (so ähnlich wie die Zahnpasta aus der Tube). Damit kann man die typischen pastosen Malspuren auf der Leinwand erzeugen.

Bei manchen Marken werden dem Bindemittel noch weitere Substanzen beigemischt, z.B. sog. Sikkative, die den Trocknungsprozess beschleunigen.

Die Lichtechtheit von Ölfarben ist in der Regel sehr hoch. Das liegt natürlich auch daran, dass die Hersteller seit Jahrzehnten entsprechende Tests mit den Pigmenten durchführen. Dennoch lassen sich Unterschiede feststellen, gerade bei alten, traditionellen Farbtönen. Eine geringe Lichtechtheit führt im Laufe der Jahre zum Verblassen der Farben. Chemisch gesehen zersetzen sich die Farben durch Lichteinstrahlung, bzw. speziell durch das UV-Strahlung. Auf den Tuben der meisten Hersteller lässt sich die Lichtechtheit an einer Reihe von fünf Sternen ablesen: ein Stern = geringe Lichtechtheit, fünf Sterne = hohe Lichtechtheit.

Ölfarben haben meist eine hohe Deckkraft, das heißt, dass nach dem Farbauftrag die darunter liegende Schicht komplett überlagert ist. Manche Farben sind jedoch aufgrund ihrer Pigment-Struktur nur halbdeckend bzw. halbtransparent. Durch Verdünnung kann man den Grad der Transparenz vergrößern. Auf den Tuben wird die deckkraft der Farbe mit fünf Quadraten dargestellt: ein Quadrat = geringe Deckkraft, fünf Quadrate = hohe Deckkraft.

Ölfarben in Tuben oder Dosen

Künstlerölfarben zur Ölmalerei kann man in Tuben oder Dosen kaufen. Der Inhalt beträgt in der Regel zwischen 25 ml (etwas so dick wie ein Zeigefinger) und 400 ml (sehr große Tuben). In alten Zeiten - etwa von der Entwicklung der Ölmalerei seit Jan van Eyck im 14. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Ölfarben immer erst kurz vor dem Malprozess angefertigt. Für diesen aufwendigen Vorgang benötigte der Künstler eine relativ große Werkstatt und meist auch Angestellte (Lehrlinge).

Tuben mit Ölfarben unterschiedlicher Größe
Tuben mit Ölfarben unterschiedlicher Größe

Erfindung der Ölfarbentube

Anfang des 19. Jahrhunderts kam dann ein Durchbruch: der amerikanische Maler John G. Rand (1801 - 1873) erfand die Ölfarben-Tube. Mit der verschließbaren, luftundurchlässigen Tube war es möglich, Ölfarben zu lagern und leicht zu transportieren. Diese völlig neuen Möglichkeiten ließen die Pleinairmalerei in der Natur aufleben und ebneten den Weg zum Impressionismus und hin zur modernen Malerei. Mehr dazu siehe Geschichte der Ölmalerei

Was passiert beim Trocknen der Ölfarbe?

Im chemischen Sinne trocknet Ölfarbe gar nicht, zumindest nicht durch Verdunstung. Anders als bei wasservermalbaren Farben (Tempera, Gouache, Aquarell) wird die Farbe nicht fest, weil sich die "flüssigen" Bestandteile in der Luft verflüchtigen. Zwar verdunsten die Terpentin-Anteile aus der Farbe, aber sie ist damit noch keinesfalls "griff-fest" oder "durchgetrocknet".

Tuben mit Ölfarben
Tuben mit Ölfarben

Chemisch gesehen oxidiert und polymerisiert die Ölfarbe. Dieser Prozesse kann Jahre dauern. Bei einem pastos gemaltem Ölbild ist der "Trocknungsprozess" erst nach Jahrzehnten vollständig abgeschlossen. Aber natürlich sind die Oberflächen nach einiger Zeit soweit verschlossen, dass man das Bild anfassen kann. Im Folgenden wird - der Einfachheit halber - für diesen Oxidationsprozess der Begriff "trocknen" benutzt.

Beim Trocknen der Ölfarbe ist zu beachten, dass sie sich zunächst ausdehnt, das heißt an Volumen zunimmt. In dieser Zeit kann das Bild "schrumpeln": vor allem, wenn man der Ölfarbe noch reines Öl wie Leinöl zusetzt, bildet sich meist eine runzelige Schicht. Nach einiger Zeit kehrt sich dieser Prozess um und die Farbe zieht sich wieder zusammen, sie verliert also an Volumen. Wenn die Farbschicht nur dünn aufgetragen und der Trocknungsprozess ev. durch ein Sikkativ beschleunigt wurde, kann sie Risse bilden, vor allem, wenn die darunter liegende Schicht noch nicht getrocknet ist, sondern sich in der Ausdehnungsphase befindet.

Diese chemischen Veränderungen bewirken eine Zunahme der Viskosität (Zähigkeit) bis hin zur vollständigen Aushärtung. Da für die Reaktion Sauerstoff nötig ist, trocknen die äußeren Schichten als erstes. Aus dem Grund kann man Ölfarbe auch nicht einfach an der Luft lagern. Wer bereits einige Erfahrung mit Ölmalerei hat, wird wissen, dass die Farben auf der Palette über Nacht eine dünne feste Haut bekommen. Ein Ölbild würde im luftleeren Raum überhaupt nicht trocknen. Allerdings lassen sich bei einzelnen Farbtönen erhebliche Unterscheide hinsichtlich der Trocknungsgeschwindigkeit feststellen. So trocknet beispielsweise Preußischblau innerhalb weniger Stunden an der Oberfläche fest, während zum Beispiel Titanweiß bis zu 10 Tage noch wie am ersten Tag bearbeitbar bleibt.

Wenn sich der Bildträger (Holz oder Leinwand) im Laufe der Jahre witterungsbedingt verzieht, kann es zu Rissen auf den Oberflächen von Ölgemälden kommen. Man nennt diese netzartigen Strukturen Krakelüre.

Wie lange braucht Ölfarbe zum Trocknen?

Wie lange es dauert, bis dieser griff-feste Zustand erreicht ist, hängt ab ...

Über den Daumen kann man sagen, für eine grifffeste Oberfläche:

Es ist allerdings keinesfalls zu empfehlen, stark saugende Untergründe zu nutzen, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Im Gegenteil, wenn der Ölfarbe während des (oben beschriebenen) Oxidationsprozesses zu schnell zu viele Flüssigkeitsanteile verliert, wird sie leicht spröde und verliert an Leuchtkraft.

Ölfarbe auf Leinwand (Detail)
Ölfarbe auf Leinwand (Detail)

Die Grundierung

Bei einer saugenden Grundierung kann sich die Dauer der Trocknung um fast die Hälfte reduzieren, allerdings nur, wenn die Ölfarbe dünn und mit Terpentinöl verdünnt aufgetragen wird. Das kann zum Beispiel bei einer farbigen, lasierenden Untermalung hilfreich sein. Die Untermalung wirkt somit wie die letzte Schicht der Grundierung.

Bei pastos gemalten Bildern verläuft die Trocknung unabhängig von der Grundierung - da die Farbe ja an der Oberfläche durch die Lufteinwirkung "trocknet".

Verdünnung

Ölfarbe lässt sich mit Terpentinöl bzw. Balsam-Terpentinöl gut verdünnen und vermalen. Dadurch wird die Farbe flüssiger, so dass sie sich auch halbtransparent (lasierend) auftragen lässt. Mit Hilfe flüssiger Ölfarbe lassen sich auch ähnliche lavierende Effekte erzeugen wie beim Aquarell (wenn die Farben ineinander fließen). Allerdings ist dafür ein relativ wenig saugender Bildgrund erforderlich.

Der Trocknungsprozess geht mit verdünnter Ölfarbe schneller, weil die Terpentin-Anteile der Farbe sich relativ schnell in der Luft verflüchtigen - es handelt sich also um eine tatsächliche Trocknung (mehr dazu siehe oben).

Schädel Studie mit Ölfarbe auf Papier
"Schädel", Studie mit Ölfarbe auf Papier, 80 x 50 cm, 1988

Reinigen / Arbeitskleidung

Ölfarbe ist in Textilien sehr schwer zu reinigen. An Ölfarbflecken auf dem Teppich oder der Kleidung wird man sich gewöhnen müssen. Zwar kann man versuchen, die Farbe mit Hilfe von Terpentinöl zu verdünnen. Allerdings wird man sie vollständig aus dem Textil entfernen können. Es ist daher zu empfehlen, sich entsprechende Arbeitskleidung (Malkittel, Malhemd und Malhose) zuzulegen. Auch aus Leder lässt sich Ölfarbe fast nicht mehr gänzlich entfernen. Also auch an die Schuhe denken.

Das Reinigen der Pinsel geschieht in aller Regel in zwei Schritten:

Vor allem der zweite Schritte trägt erheblich dazu bei, die Qualität der Pinsel dauerhaft zu sichern.

Eigenschaften der Ölfarbe
Eigenschaften der Ölfarbe

Händewaschen / Ölfarbe auf der Haut

Ölfarbe ist an sich nicht schädlich für die Haut. Auch hier gilt: erst mal mit Pinselreiniger oder Balsam-Terpentinöl das Gröbste abwischen, dann mit Seife gründlich nachwaschen. Das Terpentinöl oder der Pinselreiniger können die Haut austrocknen und spröde machen. Es ist also zu empfehlen, sich anschließend die Hände einzucremen, oder von vornherein mit Handschuhen zu arbeiten (was den Malprozess allerdings unschön distanziert).

Achtung! In sehr wenigen Fällen kann eine Unverträglichkeit vorliegen, bei der es zu allergischen Reaktionen kommen kann.

Sikkative

Sikkative sind Zusatzstoffe, die man der Ölfarbe beimischen kann. Man bekommt Sikkative im Künstler-Fachhandel in kleinen Fläschchen. Allerdings sollte man beim Zumischen Vorsicht walten lassen. Mehr dazu siehe Sikkative.

Ölfarben Grundausstattung

Es reicht in der Regel aus, wenn man zunächst 5-6 Tuben Ölfarben hat. Ich würde als Einstiegsset folgende Farben empfehlen:

Aus diesen Farben kann man im Prinzip fast alle anderen Töne zusammenmischen.

Wer mag, kann aber auch gleich mit einem Einsteigerset loslegen, in dem häufig 20 - 30 Tuben mit fein differenzierten Farbtönen enthalten sind. Allerdings wird man wahrscheinlich schnell bemerken, dass man höchstens die Hälfte davon braucht.

Anordnung der Ölfarben auf einer Farbpalette
Mögliche Anordnung der Ölfarben auf einer Farbpalette (Standard, letztlich abhängig vom Bild)

Die Anordnung der Ölfarben auf der Palette

Wie werden die Farben auf der Palette aufgebracht? Im Grunde gibt es keine "richtige" Antwort. Entscheidend ist, dass Farben, die man mischen möchte, möglichst nebeneinander angeordnet sind. Dann kann man mit dem Pinsel in die eine oder andere Farbe gehen und in die Mischfarbe dazwischen ziehen. So kann man auch feinste Farbnuancen herstellen.

Welche Farben man verwendet, hängt natürlich von dem gewählten Motiv ab. Wer Portrait mal, wird mehr Ocker, Gelb und Rot-Töne verwenden. Wer Wer norddeutsche Landschaftsmalerei betreibt, wird mehr Ocker und Blau-Töne auf der Palette haben.

An meinen Malerbedarfs-Rechnungen kann ich ersehen, dass ich am meisten die hellen Farbtöne verbrauche: Weiß und Gelb. Es folgen Ocker, Kadmiumrot (hell) und Azurblau. Farben wie Chromdioxyd-Grün, Ultramarinblau oder Krapprot (dunkel) benutze ich hingegen fast nur zum Beimischen. So braucht man zum Beispiel nur eine Pinselspitze Ultramarin, um mit Weiß einen satten Blauton zu mischen.

Schwarz habe ich nie auf der Palette. Dunkle Töne erzeuge ich ausschließlich als Mischung von Krapprot und Chromdioxydgrün. Wenn man dort eine spitze Ultramarin hinzufügt, sieht der Farbton (deckend vermalt) nahezu schwarz aus.

Hier meine Palette, wie sie vor Beginn des Ölmalens meistens aussieht:

Ölfarben auf einer Farbpalette
Mögliche Anordnung der Ölfarben auf einer Farbpalette (Standard, letztlich abhängig vom Bild)

Hersteller von Künstlerölfarben

Die bekanntesten Hersteller von Ölfarben, die man auf dem deutschen Markt kaufen kann, sind:

Siehe auch

Realistisch Zeichnen Lernen: Buch von Martin Mißfeldt
Realistisch Zeichnen Lernen

Tipp! Ich habe ein eBook geschrieben: "Realistisch Zeichnen Lernen - Mit Bleistiften beobachten". Umfang: 97 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und konkreten Zeichen-Übungen. Das Buch bietet Anfängern und allen, die sich bislang noch nicht intensiv mit dem Naturstudium auseinander gesetzt haben, viele hilfreiche Tipps und Tricks.

"Realistisch" und "Zeichnen" sind zweierlei. Zum Einen werden die Grundlagen des Zeichnens vermittelt, vom Material und Werkzeug über grundlegende Zeichentechniken (z.B. Schraffieren) bis hin zum effektiven Vorzeichnen und den 4 Phasen des Zeichenprozesses: Betonen, Verblenden, Verwischen, Radieren. Zum Anderen werden die Grundlagen des Beobachtens erklärt, die man für jede Art von realistischem Bild benötigt. Am Ende helfen zahlreiche Inspirationen dabei, den eigenen künstlerischen Weg zu finden. Mehr darüber erfahren ...