Was ist die Parallelperspektive?
Die Parallelperspektive ist ein sehr einfaches zeichnerisches Verfahren, um einen räumlichen (dreidimensionalen) Eindruck zu erzeugen, ebenso wie die Fluchtpunktperspektive. Allerdings unterschieden sich die beiden Konstruktionsverfahren in der Art, wie sich die Dinge im Raum verkürzen. Während die Fluchtlinien bei der Fluchtpunktperspektive in einem Fluchtpunkt (bzw. zwei Fluchtpunkten) auf dem Horizont zusammentreffen, verlaufen bei der Parallelperspektive alle Linien in die Tiefe parallel. Die Parallelperspektive kennt keinen Fluchtpunkt.
Die Parallelperspektive ist daher in der Regel einfacher zu zeichnen. Zudem gibt es Motive bzw. Bildthemen, bei denen sie besser geeignet ist, um eine grafische Wirkung zu entfalten. Dazu gehören zum Beispiel Planungsskizzen wie Raumansichten, 3D-Buchstaben, optische Täuschungen oder 3D-Muster. Nicht immer muss die räumliche Bildwirkung so naturgetreu wie in einem Foto sein, manchmal ist es viel nützlicher, wenn die räumliche Wirkung zwar "falsch", aber dafür eindeutig ist. Die folgende Abbildung zeigt ein Gebäude, zum einen mit Hilfe eines Fluchtpunktes, zum anderen als parallelperspektivische Skizze.
Wann wird die Parallelperspektive benutzt?
Da sich bei der Fluchtpunktperspektive die Raumansicht mit zunehmender Tiefe verkleinert, sind Details, die in der Ferne liegen, oft schwer zu erkennen. Mit Hilfe der Parallelperspektive sind auch die Bildteile, die weit weg sind, dennoch genauso groß und gut erkennbar wie im Vordergrund. Die Parallelperspektive eignet sich daher zum Beispiel für die Darstellung von Labyrinthen, die von schräg oben aus der Vogelperspektive zu sehen sind. Gleiches gilt in manchen Fällen für Landschaftsgrundrisse oder Stadtansichten (allerdings eher für kleine, überschaubare Gebäude, im Grunde eher "Vorstadt-Ansichten"). Auch für 3D-Buchstaben ist die Parallelperspektive gut geeignet.
Militärperspektive und Kavalierperspektive
Man unterscheidet zwei Arten von Parallelperspektive: die Militärperspektive und die Kavalierperspektive.
Die Militärperspektive ist eine Fluchtpunktperspektive von oben auf einen Grundriss bzw. eine Landschaftskarte. Man nennt solche Zeichnungen daher auch "Grundrissschrägbild". Die Raumwirkung wird erzeugt, indem die parallelen Linien "nach oben in den Raum" gehen. Die Kavalierperspektive wird meist auf Grundlage eines isometrischen Musters konstruiert (mehr dazu siehe unten).
Die Kavalierperspektive ist eine Ansicht von vorne auf einen Gegenstand oder Gebäude. Ausgangspunkt ist also eine sog. Aufriss-Zeichnung. Die Raumwirkung wird erzeugt, indem die parallelen Linien "nach hinten in den Raum" gehen (Beispiele in der nächsten Abbildung).
Parallelperspektive zeichnen und konstruieren (inkl. Übungen)
Das Zeichnen eines dreidimensionalen Körpers mit Hilfe der Parallelperspektive ist einfach: man zeichnet zunächst den Körper von vorne. Anschließend wählt man einen Winkel und eine Richtung - oft ein 45° Winkel - und gibt ihm eine bestimmte Länge. Diese kurze Linien wiederholt man dann an den Eckpunkten an der gewählten Seite. Besonders einfach gelingt die Konstruktion mit Hilfe eines karierten Kästchen-Papier (z.B. für den Mathe-Unterricht). Die folgende Grafik veranschaulicht das Prinzip.
Mit einem karierten Untergrund ist es sehr einfach, den 45°-Winkel zu zeichnen. Aber natürlich kann man auch einen anderen Winkel wählen. Die optische Wirkung ändert sich entsprechend.
Alternativ kann man allerdings auf einem isometrischen Grund konstruieren. Dabei laufen Linien in beide Richtungen. Der visuelle Eindruck ist so, als würde der Gegenstand im 45°-Winkel vor einem liegen. Man sieht dadurch also zwei Seiten gleichberechtigt. Die folgende Abbildung kann das veranschaulichen.
Wer sich an solchen isometrischen Raumzeichnungen versuchen möchte, findet hier eine kostenlose "Hintergrundmuster-Vorlage" zum Download. Einfach anklicken und ausdrucken.
Tipps für Aufgaben / Übungen im Kunstunterricht
Ein beliebtes Thema (z.B. im Kunstunterricht) ist das Zeichnen des eigenen Namens mit Hilfe von 3D-Buchstaben. Dieses Buchstabenbild kann dann mit Hilfe von Farben einen expressiven Ausdruck bekommen, so dass sich solche individuellen Namensbilder gut als Deckblätter eignen. Auch das Thema "Labyrinth von oben" ist für den Kunstunterricht gut geeignet. Beliebt ist zudem die Aufgabe "Geheimnisvolle Landkarten" (in Militärperspektive), wo die Schülerinnen und Schüler eine Art Schatzkarten-Labyrinth mit Brücken, Tunneln, Fallen, Hindernissen etc. entwerfen können. Das Thema Stadtansicht, speziell die Übung "Hochhäuser von oben" eignet sich besser für die Fluchtpunktperspektive.
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