Albrecht Dürer - bedeutender deutscher Maler und Kupferstecher

Albrecht Dürer (1471 - 1528)

Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Selbstbildnis",
1498, Öl auf Holz, Museo del Prado Madrid

Albrecht Dürer war ein deutscher Künstler der Spätrenaissance. Er war Maler, Zeichner, Holz- und Kupferstecher und Kunstphilosoph.

Am bedeutsamsten ist vermutlich sein Selbstverständnis als Künstler, das in seiner Zeit vollkommen neu war - und mit dem er die Basis des heutige Künstlerbildes gelegt hat. Besonders deutlich wird dies auch in seinem Kupferstich Melencolia I (siehe unten), mit dem ich mich monatelang intensiv befasst habe. Aus dem künstlerischen Handwerker, der eine Werkstatt zum wirtschaftlichen Zwecke betrieb, ist ein individueller Grübler geworden.

Das Selbstbildnis rechts stammt aus dem Jahre 1498. Noch schaut Dürer den Betrachter an. Sein Fokus liegt auf der diesseitigen Welt, die man auch noch durch die Fensteröffnung als weite, saftige Landschaft sehen kann. Aber schon zwei Jahre später malt Dürer ein weiteres Selbstbildnis, das ein grundlegend neues Selbstverständnis an den Tag legt.

Das neue Künstlerbild

Ein in sich gekehrtes Genie, dass quasi entrückt über der Welt schwebt, um sich von ihr zu geheimnisvollen, vielschichtigen Werken inspirieren zu lassen. Das folgende Selbstporträt ("als Jesus") veranschaulicht diesen Umbruch:

Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Selbstbildnis im Pelzrock", 1500, Öl auf Holz, 67 × 49 cm, Alte Pinakothek München

Der Blick auf Dürers berühmten Selbstporträt aus dem Jahre 1500 geht haarscharf am Betrachter vorbei. Es ist nicht mehr der Blick, der die äußere Welt beobachtet, es ist nun ein nach innen gekehrter Blick. Die Hand, die vordergründig die Weichheit des Pelzes ertastet, ist auf den zweiten Blick eine auf sich selbst gerichtet. Der Künstler fühlt in sich selbst hinein ...

Folgerichtig hat Dürer als erster ein Monogramm auf den Bildern eingeführt. Die Idee dieses künstlerischen Markenzeichen wurde schnell von vielen anderen übernommen - und damit auch das neue künstlerische Selbstverständnis.

Albrecht Dürer Biografie

Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Selbstbildnis mit 13"
1484, Silberstift, Albertina Wien

Albrecht Dürer wurde am 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren, wo er auch die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Allerdings hat er einige bedeutsame Malreisen unternommen (nach Italien und in die Niederlande), die ihn erheblich vorangebracht haben .

Der Vater war Goldschmied. Dürer ging schon früh mit in dessen Werkstatt. In dem frühen "Selbstporträt als Dreizehnjähriger" zeigt sich Dürers außerordentliches zeichnerisches Talent.

Ausbildung und Malreise

Als 15-Jähriger beginnt Dürer seine Ausbildung bei dem Nürnberger Kunstmaler Michael Wohlgemut, wo er bis 1490 das Malerhandwerk lernte.

Anschließend begab er sich auf die erste seiner drei Malreisen. Vier Jahre lang (bis 1494) wanderte er den Rhein flussaufwärts. Er blieb jeweils für einige Wochen oder Monate an verschiedenen Orten, wo er künstlerisch tätig wurde oder in Werkstätten mitarbeitete.

Malerwerkstatt in Nürnberg

Feldhase Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Feldhase", 1502, Gouache
und Aquarell auf Papier, Albertina Wien

Nach seiner Rückkehr nach Nürnberg heiratete er Agnes Fray (auf Wunsch der beiden Väter) - offenbar aus gesellschaftlichen Gründen: ein selbstbewusster Bürger brauchte eine Frau im Haus. Die Mitgift war zwar nicht besonders hoch, aber es reichte, um sich in Nürnberg als Künstler selbständig zu machen. Die Ehe blieb kinderlos, und außer einer Handzeichnung aus dem Jahr 1494 sind keinerlei Werke erhalten, die darauf hindeuten, dass Dürer seine Frau liebte. Immerhin diente sie ihm einige Male als Modell für Heiligenfiguren. Aber Agnes Dürer war für das finanzielle zuständig. Sie verkaufte seine Bilder, organisierte Messen und beaufsichtigte die Werkstatt in Nürnberg, während er später monatelang unterwegs war.

Die ersten Werke waren noch Auftragsarbeiten: sowohl Portraits als auch Altarwerke. Aber schon ab etwa 1497 gebann Dürer eine neue Einnahmequelle zu erschließen: Drucke.

Dürers Druckgrafik

Ritter, Tod und TeufelAlbrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Ritter, Tod und Teufel"
1513, Kupferstich, 24,6 × 19 cm

Das besondere an Druckgrafik ist, dass sie sich über die Masse gut rechnen und ein dauerhaftes Einkommen sichern können. Die Arbeiten werden nicht als Auftrag erstellt, sondern entspringen dem Kopf des Künstlers. Dürer stach sowohl Kupferstiche als auch Holzschnitte - oft mit vielschichtigen, religiösen Motiven. Einige waren apokalyptisch und dienten der Kontemplation, andere waren aggressiv, direkt und brutal in der Darstellung. In der Zeit des religiösen Wahns und Umbruchs waren solche Motive besonders beliebt.

Ich kann als Künstler das Anfertigen von Drucken nur allzu gut verstehen: das Streben nach Unabhängigkeit und einem dauerhaften Einkommen ist sicherlich für jeden Künstler erstrebenswert, der sich nicht als handwerklichen Dienstleistung sieht, sondern einen inneren Drang verspürt, eigenständig schöpferisch tätig zu werden.

Malreise nach Italien / Venedig (1505)

Im Jahr 1505 unternahm Dürer seine 2. Malreise, diesmal nach Italien. Er war inzwischen ein geachteter Künstler, so dass er in Venedig einen großen Auftrag für ein Altargemälde bekam: das "Rosenkranzfest".

Das Rosenkranzfest - Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Das Rosenkranzfest", 1506, Öl auf Pappelholz, Nationalgalerie Prag

Dieses Bild vermehrte seinen Ruhm, aber ein Angebot der Stadttoberen von Venedig, sich dort niederzulassen, trug er trotz eines stattlichen Jahresgehalts aus. Ende 1505 kehrte er nach Nürnberg zurück.

Erfolgreicher Künstler und Bürger (1505 - 1520)

In den folgenden Jahren arbeitet er dort und schafft zahlreiche Werke. Er war auch politisch (stadtplanerisch) aktiv und wurde in den Stadtrat gewählt. Ab 1510 hatte er Kontakt zu Kaiser Maximilian I, von dem er mehrere große Aufträge erhielt. Mit ungeminderter Leidenschaft widmete er sich in all den Jahren auch den Drucken.

Aus dem Jahr 1515 stammt das "Rhinocerus".

Rhinocerus (Nashorn) - Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Rhinocerus (Nashorn)", 1506, Holzschnitt

Der Holzschnitt stellt ein aus Indien stammendes Panzernashorn dar, das 1515 nach Lissabon gelangt war und von dort noch im selben Jahr auf die Reise nach Rom geschickt wurde, wo es 1516 ausgestopft ankam. Dürer hatte das Nashorn selbst nie gesehen; der Holzschnitt basierte auf einer Beschreibung und der Skizze eines unbekannten Künstlers, der das Tier in Augenschein genommen hatte.

Triumphzug durch die Niederlande (1520 - 1521)

Von 1520 bis 1521 reiste Dürer in die Niederlande, wo er wie ein Popstar begrüßt und gefeiert wurde.

Albrecht Dürer verstarb am 6. April 1528 in Nürnberg. Er wurde 56 Jahre alt.

Dürers Melencolia I

Die "Melencolia I" ist einer der drei sog. Meisterstiche - ein Kupferstich aus dem Jahre 1514. Dieses vielschichte und komplexe Bild gibt dem Betrachter seit Jahrhundert Rätsel auf. Worum geht es hier eigentlich? Ein in sich gekehrter Engel mit Lorbeerkranz kauert auf dem Boden, den Kopf in die Faust gestützt. Der Blick geht in die Ferne, auf die Fledermaus, auf deren Bauchseite und offene Flügel "Melencolia I" eintätowiert ist. Allerlei Zeugs wimmelt im Bild herum. Es ist jedoch äußerst schwierig, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Vieles hat mit planerischer Kalkulation und der Reflexion im Hier und Jetzt zu tun. Der schöpferische Akt an sich (z.B. das Herstellen eines Kupferstichs) wird in Raum und Zeit verortet. Aber es ist nicht das Tun, das Machen, das Dürer veranschaulicht, sondern das Innehalten, das Sinnieren. Wichtiger als die Tätigkeit in der diesseitigen Welt scheint Dürer die Reflexion der Tätigkeit in der diesseitigen Welt zu sein.

Melencolia I von Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Melencolia I", 1514, Kupferstich, 24 x 19 cm

Eine tolles Bild. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei ein umfangreiches Werk nur über diesen Kupferstich ans Herz gelegt: Saturn und Melancholie (Amazon Partnerlink) von Raymond Klibansky, Erwin Panofsky, Fritz Saxl (suhrkamp taschenbuch wissenschaft). Auszüge daraus finden sich in dieser PDF-Datei der Humboldt-Universität Berlin.

Ich habe von dem Bild ein noch tiefgründigere Giraffen-Version erstellt, die nicht ohne Grund unvollendet ist ...

Martin Mißfeldt: Melencolia I nach Dürer
Martin Mißfeldt: "Melencolia I nach Dürer", 2001, Fineliner-Zeichnung, 39 x 30 cm

Albrecht Dürer als Inspirationsquelle

Die folgenden Arbeiten von mir wurden durch Dürer und seine Werke inspiriert:

Dürer in Artikeln auf dieser Website

Albrecht Dürer hat mehrere interessante Holzschnitte hinterlassen, die sich mit dem perspektivischen Konstruktionsverfahren beschäftigen. Ich habe einen längeren Artikel über das Thema Perspektive verfasst - und in dem Zusammenhang auch einen Artikel über den folgenden Holzschnitt:

Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Der Zeichner der Laute" (1525)
Holzschnitt einer Konstruktionsanordnung zum Zeichnen von Perspektive

Auch in dem Artikel über Aquarellmalerei darf Dürer natürlich nicht fehlen.

Weiterlesen / Quellen

Das große Rasenstück von Albrecht Dürer
Albrecht Dürer: "Das große Rasenstück", 1503, Aquarell, 40,8 × 31,5 cm, Albertina Wien
Realistisch Zeichnen Lernen: Buch von Martin Mißfeldt

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