In meinem Unterricht im Fach LER (Lebensgestaltung, Ethik und Religion) behandel ich, wie vom Rahmenlehrplan vorgegeben, das Thema Kommunikation. Ziel ist es, dass sich die Schüler darüber bewusst werden, dass es bei der Kommunikation miteinander leicht zu Mißverständnissen kommen kann. Häufig ist das die Ursache von Streit, der dann wiederum in Gewalt ausarten kann. Im Folgenden stelle ich vor, wie ich an das Thema herangehe. Zudem veröffentliche ich hier meine Arbeitsblätter, die man im Rahmen des Unterrichts an einer Schule gerne kostenlos verwenden darf - das gilt nicht nur für Lehrkräfte, sondern auch für Schüler, wenn sie ein Referat oder eine Präsentation erstellen sollen.
Nach einer allgemeinen Hinleitung und der Klärung der nonverbalen Kommunikation folgt Paul Watzlawick und seine Axiome. Ausgehend vom zweiten Axiom (Kurzform: "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt) komme ich dann zum Vier-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun. Ich habe hierfür eine entsprechende Grafik gezeichnet:
Auf der linken Seite erkennt man den Sender, der gerade eine Botschaft (Nachricht, Äußerung) sendet - er hat vier Zungen, hier in den Farben blau, rot, gelb und grün eingefärbt. Auf der rechten Seite sieht man den Empfänger, der diese Botschaft hört. Er hat vier Ohren, ebenfalls in den genannten Farben dargestellt. Siehe dazu auch: Sender-Empfänger-Modell.
Das Kommunikationsquadrat (Vier-Ohren-Modell) stellt anschaulich dar, dass jede Nachricht vier verschiedene Botschaften enthält – und dass der Empfänger diese auch auf vier verschiedene Arten hören kann.
Hier sind die vier Seiten des Modells anhand eines einfachen Beispiels:
- Sachinhalt → Was wird gesagt? Diese Seite enthält reine Informationen, Daten oder Fakten, also das, worüber gesprochen wird. Also: „Die Ampel ist grün.“
- Selbstkundgabe (Selbstoffenbarung) → Was sagt der Sprecher über sich selbst? Jede Aussage enthält auch Informationen über die Person, die sie äußert – etwa über Gefühle, Motive oder Einstellungen. Also: „Die Ampel ist grün, ich habe es eilig und will losfahren."
- Beziehungsebene → Was halte ich von dir? Wie stehen wir zueinander? Jede Botschaft drückt auch aus, wie der Sprecher zum Hörer steht – z. B. respektvoll, herablassend, freundlich oder genervt. Beispiel: „Die Ampel ist grün, wenn ich nicht aufpassenwürde, wärst Du verloren."
- Appellseite (Aufforderung) → Wozu will ich dich auffordern? Fast jede Aussage enthält auch den Versuch, beim Gegenüber etwas zu bewirken – etwa eine Handlung, ein Gefühl oder eine Reaktion. Beispiel: „Die Ampel ist grün, fahr endlich los!"
Mit Hilfe dieses Schemas kann man gut analysieren, wie vielschichtig Kommunikation ist. Für meinen Unterricht bzw. für meine Arbeitsblätter habe ich weitere Beispielbilder entworfen.
Übrigens: alle Grafiken sind von mir mit Bleistift auf Papier gezeichnet und haben eine Größe von 20 x 30 cm. Für schulische Zwecke darf man sie gerne verwenden. Eine kommerzielle Nutzung im Rahmen von Büchern oder Artikeln ist nicht gestattet. In diesem Fall fällt eine Lizenzgebühr an.
All diese Beispiele lassen sich auch deshalb relativ leicht analysieren, weil sie Alltagssituationen entnommen sind und weil sie bestimmte Klischees bzw. Stereotype wiederspiegeln (Mann und Frau). Ein wenig aus der Rolle fällt daher diese letzte Zeichnung von mir.
Friedemann Schulz von Thun (Kurzbiografie)
Friedemann Schulz von Thun (*6. August 1944 in Soltau) ist ein deutscher Kommunikationswissenschaftler, Psychologe. Er war Professor an der Universität Hamburg. Durch seine Arbeiten zur zwischenmenschlichen Kommunikation hat er große Bekanntheit erlangt.
Nach dem Studium der Psychologie in Hamburg arbeitete er zunächst als Psychotherapeut und Kommunikationstrainer, bevor er 1976 eine Professur für Psychologie an der Universität Hamburg übernahm. Dort lehrte und forschte er jahrzehntelang zu Themen der Kommunikationspsychologie, Beratung und Persönlichkeitsentwicklung. Seine bekanntesten Beiträge sind das Vier-Seiten-Modell (auch „Vier-Ohren-Modell“ oder „Kommunikationsquadrat“) sowie die Konzepte des Inneren Teams und des Teufelskreis-Modells, die die Vielschichtigkeit menschlicher Kommunikation und innerer Konflikte anschaulich erklären.
Mit seiner populären Buchreihe „Miteinander reden“ machte Schulz von Thun psychologische Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich und trug wesentlich dazu bei, dass Kommunikation in Beruf, Partnerschaft und Pädagogik bewusster und reflektierter gestaltet wird.
Neben seiner Lehrtätigkeit gründete er das Schulz von Thun Institut für Kommunikation in Hamburg, das seine Forschung und Praxis in der Kommunikationspsychologie fortführt. Sein Wirken verbindet wissenschaftliche Fundierung mit praxisnaher Anwendung und hat die Kommunikations- und Beratungslandschaft im deutschsprachigen Raum nachhaltig geprägt.
Schulz von Thun gilt bis heute als einer der bedeutendsten Vertreter moderner Kommunikationspsychologie.
Arbeitsblatt zum Vier-Ohren-Modell
Das folgende Arbeitsblatt zum Thema Vier-Ohren-Modell habe ich zweiseitig erstellt, so dass man es vorder- und rückseitig auf ein Blatt ausdrucken kann. Wie schon zuvor gesagt: Man darf dieses Arbeitsblatt gerne herunterladen und zu schulischen (nicht-kommerziellen) Zwecken verwenden.
Siehe auch / Weiterlesen
- Renaissance-Architektur (inkl. Arbeitsblatt)
- Die Entwicklung der Perspektive
- Zeichnen lernen - Beobachten lernen
- Sehtestbilder: Optische Täuschungen